Mittwoch, 10. Februar 2010

Runter vom GEHweg!


Meine lieben Radfahrer, Ich gebe es zu. Ich bin neidisch. Während ich zwanzig Minuten brauche, seid ihr in zehn Minuten da. Ich muss mehr Zeit einplanen für Strecken, die ihr unbeschwert in wenigen Minuten hinter euch bringt. Ich bin ja selbst Schuld. Seit langem will ich mein mintgrünes Rad von meinen Eltern hierherbringen, aber ich schaffe es einfach nicht.

Gelegentlich empfinde aber auch ich etwas tiefgehenderes als Neid. Ein naggender Schmerz, der mich nicht loslässt und böse Ideen provoziert. Dann möchte ich euch, meine lieben Radfahrer, auf die Straße stoßen oder gegen eine Hauswand schubsen. Das ist nicht nett, ich weiß. Ich sollte mich wohl erklären.

Heute Morgen musste ich mal relativ früh los. Es hat über Nacht viel geschneit. Ich konnte die Strecke zu Fuß zurücklegen. Matschiger Schnee ist eigentlich schon so schon Strafe genug, wenn die Schuhe undicht sind, aber wenn ich dann auch noch von wildgewordenen Menschen auf zweirädrigen Vehikeln hinterrücks von dem einzig freigeräumten Streifen in den nächsten Schnee abdrängt werde, ohne dass der Fahrer des Geräts sich irgendeiner Schuld bewusst ist, dann kommen schon mal fiese Gedanken in meinen Kopf.


Ich weiß, ich weiß, der Radweg war nicht richtig geräumt und daher musstet ihr ja zwangsläufig auf den Gehweg ausweichen, aber ist euch schon mal der Gedanke gekommen, dass wir Fußgänger genausowenig Lust haben Hüfttief im Schlamm zu versinken, damit ihr ungestört zur Arbeit eiern könnt?


Eigentlich seht ihr ja erbarmungswürdig auf euren sonst so stolzen Rädern aus. Wie ihr euch wacklig in den Lenker krallt, den Blick starr auf den gefährlichen Weg vor euch gerichtet. Dennoch fahrt ihr Schlangenlinien, als hättet ihr gerade gelernt ohne Stützräder zu fahren. All das erregt bei uns Fußgängern meist genug Mitleid um in den nächsten Schneehaufen auszuweichen.
Wenn wir dennoch kein Mitleid haben und dem Egoismus anfallen weiter auf geräumtem Gehweg gehen zu wollen oder wir das Rad einfach viel zu spät wahrnehmen, da nicht nur ihr gebannt auf den Boden starrt, und daher eben nicht ausweichen, dann haltet ihr aber so erbarmungslos Kurs, dass man gewzungermaßen in die nächste Schneewehe hechtet und sich danach wünscht, dem nächsten Rad etwas in die Speichen zu stecken.

Also, liebe Radfahrer, im Interesse weiterer friedlicher Coexistenz: Auch wenn ihr eurer Rad noch so liebt, bei Schnee laufen oder zumindest keine arglosen Fußgänger abdrängen. Sonst werde ich wohl doch mal in einem Anfall von niederträchtigen Rachgelüsten einen von euch einen Stock in die Speichen stecken. Und das wollen wir doch wirklich nicht.


Eure


Friederike

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